Yak auf der Annapurna-Runde

DIAMIR-Expertin Fränzi Huttelmaier berichtet – März bis Mai 2012

Von März bis Mai 2012 werde ich unsere nepalesischen Freunde im “Kathmandu View Hotel” tatkräftig unterstützen. Ich freue mich auf das Land, die Leute und meine Aufgaben. Unter anderem bin ich direkter Ansprechpartner für alle Reisegruppen von DIAMIR Erlebnisreisen. Meine Erlebnisse während dieser Zeit, aktuelle Informationen und Neuigkeiten von unseren Nepalreisenden können Sie hier verfolgen.

3. März 2012

Liebe Nepalreisende,

nach einem langen Flug bin ich am Donnerstag, den 1. März in Kathmandu gelandet. Mit einem breiten Lächeln, einem freundlichen “Namaste” und einer kalten Flasche Wasser wurde ich am Flughafen erwartet – und ab ging die Fahrt durch Nepals Hauptstadt. Menschen über Menschen, holprige Strassen, verschiedenste Gerüche, bunte Farben, offene Feuer auf und neben den Strassen, Gehupe, Reizüberflutung – “Willkommen in einer komplett anderen Welt!” Das Kathmandu View Hotel liegt nah am Touristenzentrum und doch ruhig an einem kleinen Hang und bietet einen atemberaubenden Blick. Nachdem die Hotelmanagerin Pema mich herzlich empfangen hat, gab es das erste nepalesische Essen – Momos (eine Art Maultaschen mit Spinat und viel Knoblauch – sehr zu empfehlen). Sichtlich müde und kaputt freute ich mich nach einer 30-Stunden – Anreise auf mein Bett. Am nächsten Tag führte mich Pema durch Thamel – the place to be, zumindest für Touristen! Ein Shop nach dem anderen reiht sich in den lebendigen Gässchen nebeneinander, Pashmena Tücher, Hippie-Hosen, Klangschalen, Marken-Outdoor-Equipment für erstaunlich wenig Geld :)…hier bekommt man alles. Die ersten Gäste wurden am Nachmittag vom Flughafen abgeholt. Ich als “alter Hase” konnte während der Fahrt ins Hotel mein hier erworbenes Wissen schon weitergeben “Da drüben steht der Pashupatinath – ein hinduistischer Tempel.” Warum es da so raucht? Komischerweise werden gerade in diesem Tempel, dessen Name soviel wie “Herr des Lebens” bedeutet – und jetzt bitte Nase zu – Leichenverbrennungen durchgeführt. Angekommen im Hotel gab es das leckere Welcome-Dinner, noch schnell ein Rakshi auf die Anreise und ab ins Bett – um 6:00 Uhr sollte der Wecker klingeln – Beginn des Trekkings rund um den Annapurna. In 10 Tagen werde ich mir von der Gruppe berichten lassen, was Sie alles erlebt haben. Bis dahin freue ich mich auf die neuen Gruppen, die ich hier im schönen Kathmandu View Hotel begrüßen darf.

12. März 2012

Liebe Abenteurer,

nach 8 Tagen gibt es viel zu berichten: Wasserbomben-Angriffe, das Hotel feiert eine Party und Hansi Hinterseer in Kathmandu! Aber nun der Reihe nach:

Am 7. März fand das hinduistische Fest “Holi” statt – mit Wasser und Farben wird demnach der Winter vertrieben und der Frühling willkommen geheißen. Vor allem für Kinder ist dieser Tag ein großes freudiges Ereignis! Egal ob Tourist, Nepali, Mensch oder Hund – jeder wird mit Wasserbomben beschmissen, das Gesicht mit verschiedensten Farben eingeschmiert, es wird gelacht, gequiekt, getanzt! Ein wundervoller Tag…vielleicht schwappt die “Holi-Welle” ja auch mal nach Deutschland? Ich wäre auf jeden Fall dabei!

Am 8. März haben unsere “ersten” Gäste nach einer 22-tägigen Umrundung des Annapurnas, mit Wehmut und Gedanken an sonnige Trekkingtage und die Überwindung des Thorong La-Passes auf 5416m, den Heimflug angetreten.
Die nächsten Gruppen ließen jedoch nicht lang auf sich warten – am 10. März kamen insgesamt 17 DIAMIR-Gäste an, der Visa-Schalter am Flughafen hatte einiges zu tun. Als nach einigem Warten alle eingetrudelt waren, gab es das leckere Welcome-Dinner. Die “Langtang-Gruppe” brach bereits am nächsten frühen Morgen zum Trekking auf, währenddessen die “Himalaya-Gruppe” noch einen Tag Sightseeing in Kathmandu vor sich hatte. Die hinduistisch bzw. buddhistischen Heiligtümer Swoyombunath, Pashupathinath und schließlich, nach einem leckeren Mittag auf der Dachterrasse, auch noch der Boudhanath – beeindruckend, schockierend, bezaubernd…Kathmandu hat einiges zu bieten!
Am Abend wurde dann noch spontan eine Rommée-Runde eingelegt…aus einer wurden 8 und aus einem ruhigen Abend ein kleine Party mit den Mitarbeitern des Hotels. Zu “modernen” nepalesischen Rythmen vom Handy bewegten wir uns nun um Mitternacht inmitten unserer tibetischen Gastfamilie. Heute Morgen, mit etwas kleineren Augen, startete für unsere Gäste die Fahrt nach Pokhara. Dort angekommen wird sich die Gruppe teilen – die einen werden eine Kulturreise durch den Chitwan Nationalpark über Lumbini, Buddhas Geburtsort, bis nach Bhaktapur unternehmen, die anderen erwandern die kleine Annapurna-Runde! Ich bin gespannt auf deren Erzählungen in 7 Tagen und freue mich auf eine neue Rommée-Partie!

Mit dem Vorschlag einer Fahrt ins Umland Kathmandu’s wurde ich heute im Büro überrascht…zu fünft saßen wir nun auf dem Rücksitz eines normalen PKW’s, die Fenster weit geöffnet, der Staub machte es sich auf Haut und Haaren bequem…alles halb so schlimm – das ist Nepal! Der Fahrer, stolz eine deutsche CD zu besitzen, wollte ein wenig Heimatgefühl verbreiten…die ersten Klänge von Hansi Hinterseers “Komm mit mir in die Berge” erklangen! Mein Gesichtsausdruck wurde leider fehlinterpretiert und so wechselte er nicht zu nepalesisch-indischen Bollywood-Klängen (an die ich mich mittlerweile gewöhnt habe und sogar schon Lieder wiedererkenne), sondern drehte noch etwas lauter…ab ging die Fahrt mit dem Hansi im Ohr…8 Wochen liegen noch vor mir – Nepal, ich bin auf alles gefasst!

22. März 2012

Liebe zukünftigen Gäste,

„wie die Zeit vergeht“…ein Spruch von Omis und alten Tanten, aber hier in Nepal schlägt die Uhr wirklich etwas anders…Jeder Tag ist ein Erlebnis für sich, schon ein Streifzug durch Thamel mit dem Fotoapparat lassen einen nicht nur die schönsten Motive vor die Linse bekommen, sondern auch Teil dieses Wirrwarrs sein. Man ist hautnah dabei, wenn der Opa am Stock sich geschickt mit den Fingern ein „Häufchen“ Dal Bath (nepal. Nationalgericht: Reis mit Linsen) in den Mund schiebt, wenn der Verkäufer beim „Fleischer“ nebenan die Ziege schlachtet, wenn der Pashmina-Händler mit einem Touristen um die letzten Rupies handelt, wenn die Männer auf Ihren Motorrädern geschickt um die Menschenmassen fahren, hupend und schreiend aber immer mit einem Lächeln auf den Lippen…

Nach 3 Wochen in Kathmandu fuhr ich (diesmal zum Glueck ohne Herrn Hinterseer) nach Nagarkot (32km östlich von Kathmandu) – ein Ort am Kamm des Kathmandu-Tals, bestehend aus einigen Lodges, Restaurants, Shops und viel Natur. Dort traf ich auf die Kultur-Gruppe, die nach Lumbini und dem Chitwan-Nationalpark nun noch einen Blick von dem 2195m hohen Aussichtsort ergattern wollte. Leider behielt Kathmandu seinen Smog nicht nur für sich, sodass wir die eigentliche Attraktion – die Sicht auf den Langtang, Annapurna und manchmal sogar bis zum Everest-Massiv – nur erahnen konnten. Eine Fahrt nach Bhaktapur jedoch entschädigte dann fuer alles – eine wunderschöne alte ursprüngliche Stadt (nicht umsonst auch UNESCO-Weltkulturerbe). Nun liefen wir durch die Gassen der Königsstadt, den Fotoapparat immer knipsbereit! „Little Buddha“ wurde hier gedreht – von Keanu Reeves leider keine Spur mehr. Eine tolle Stadt! Nach 208 geschossenen Fotos innerhalb 3 Stunden bin ich über den technischen Fortschritt hin zur Digitalkamera sehr froh. Der Gedanke die besten 36 Fotomotive auszuwählen – unvorstellbar!

Die Annapurna-Gruppe kehrte am Nachmittag des gleichen Tages wieder! Etwas durchtrainierter, braun gebrannt und stolz auf das eigene Können und die gewachsenen Muskeln an Oberschenkeln, saßen sie am Abend beim Farewell-Dinner zusammen. Alle haben die Überquerung des Thorong-La-Passes geschafft – 8 per pedes, 1 per Yak! Zum krönenden Abschluss wurde dann noch der Geburtstags-Trekker Alf mit einer Torte überrascht! Mit 1-2 Rakshis ließ man den Urlaub ausklingen.

Die Gruppe, die sich in Pokhara geteilt hatte, traf gestern wieder in Kathmandu zusammen und so wurde ausgetauscht, geschwatzt und lecker gegessen –Kultur oder Trekking? Eine schwierige Entscheidung…Nachdem die Diskussion „Unterschied zwischen Wandern und Trekking?“ gestern kein Ende fand, habe ich nun eine sehr schöne Definition in einem Trekking-Forum gefunden: „Trekker sind offene, aufgeschlossene, Strapazen lächelnd ertragende Menschen, die mit kühnem aber sanftem Blick (und Dreitagebart falls männlich), ferne Gegenden wie den Harz, den Himalaya oder die Wüste Gobi durchstreifen, immer im engen verständnisvollen Kontakt zur fremden Kultur und auch ein bisschen auf der Suche nach ökologischer wertvoller Selbstfindung. Ein Wanderer hat dagegen einen Rucksack auf und geht irgendwo hin.“ Wer sich also in der ersten Beschreibung wiedererkennt, ist hier jederzeit herzlich willkommen!!!

3. April 2012

Liebe Globetrotter,

das Hotel wird immer voller, die Bollywood-Lieder immer schöner und die Temperatur immer höher… in den letzten Tagen schwitzt ganz Kathmandu, die “holy cows” traben träge über die Straßen und der Dunst der Stadt ist undurchdringbar, Gewitterstimmung kommt immer mal wieder auf, regnen tut es jedoch nur selten. “April, April, der macht was er will!” Das tut der Stimmung unserer Gäste jedoch nichts.

Das Nepal auch für Honeymooners geeignet ist, durfte ein frisch verheiratetes Pärchen austesten. Mit einem Guide trekkte das Ehe-Paar von Phakding nach Namche bis nach Lukla, 2 Nächte in einem Luxushotel in Kathmandu haben sich beide als krönenden Abschluss mehr als verdient…vielleicht ja mal eine Alternative zu den Malediven?

Das letzte Wochenende habe ich mit der Nepal-Bhutan-Gruppe verbracht. Dakshinkali, Hattiban Trekking und zwei traditionelle Newari-Dörfer standen auf dem Programm…Zum Glück war gerade Samstag – heiliger Tag – und Dakshinkali, Tempel der blutrünstigen Göttin Kali, war voller Menschen, alle willig der Göttin einige Tieropfer zu erbringen. Ein atemberaubendes Gefühl inmitten einer Menschtraube zu stehen, das Schlachten von Ziegen und Hühnern zu sehen, Räucherstäbchen zu riechen, Gesänge und Paukenschläge zu hören und die Wärme der Kerzen und Menschen um mich herum zu spüren. Nach einer Nacht in einem schönen Berghotel trat ein Teil der Gruppe zum Trekking auf den Champadevi (2278m) an. Eine sehr schöne Wanderung mit einem streunenden Hund als Begleitung. Auf dem Rückweg nach Kathmandu besuchten wir noch die 2 ursprünglichen Dörfer Bungamati und Khokana – so stelle ich mir das Mittelalter vor – ein hartes Leben!

Als wir ins Hotel zurückkamen, kam Pema ganz aufgeregt zu mir und meinte, mein Chef hat angerufen, ich muss sofort nach Hause fliegen, er sei sehr unzufrieden mit meiner Arbeit…3 Sekunden nachdem mir das Herz in die Hose gerutscht ist und mein Gesichtsausdruck ziemlich dämlich ausgesehen haben muss, hielt es Pema aber nicht mehr aus und rief: “April, April!”…Jaja, der erste April..gibt’s anscheinend auch in Nepal!

Im Moment gibt es sehr viele romantische Stunden im Kathmandu View Hotel…Bei Kerzenschein und Stirnlampen trotzen wir den Stromausfällen. Gründe für die vielen Stromausfälle gibt es reichlich…Die einen sagen, der Strom wird an Indien und China für das zehn- bis zwölffache verkauft, die anderen sagen, es gibt zwar genug Wasser, aber einfach nicht genug Kraftwerke…auch dass der Strom zuerst an die Produktionsunternehmen geht, und erst dann auf die Haushalte verteilt wird, war eine Aussage. Wahrscheinlich stimmt alles. So muss man sich damit arrangieren. Da jedoch jeden Tag um unterschiedliche Zeiten Stromausfall ist, ist das gar nicht so einfach sich darauf einzustellen. Ich frage mich, warum noch niemand auf die Idee gekommen ist, eine Stromausfall-App zu programmieren, immerhin haben sehr viele Nepalis ein Smartphone! Vielleicht sollte ich die Idee patentieren lassen…

13. April 2012

Liebe Weltenbummler,

viele von euch fragen sich vielleicht, wie sich das Leben hier von dem Leben in Deutschland unterscheidet… deswegen ein kurzer Vergleich meiner Arbeitstage!

Fränzi in Deutschland:
7:30 Uhr klingelt der Wecker, nachdem ich schön heiß geduscht habe, hole ich schnell beim Bäcker frische Brötchen – in der Schlange vor mir ein Pärchen, händchenhaltend. Bevor ich auf Arbeit geh, mach ich noch eine Waschmaschine an und bring die leeren Flaschen fort. Mit Auto oder Bus (im Sommer auch mit Fahrrad an der frischen Luft) geht’s zur Arbeit. Der Typ hinter mir hat’s eilig – er hupt und gestikuliert wild! Ein wildes Gegeneinander auf den Dresdner Straßen im Berufsverkehr! Angekommen – 6km in 10 Minuten! Bis zur Mittagspause wird durchgearbeitet! Heute gibt’s Hackepeter-Schnitte! Mit vollem Bauch geht’s wieder an die Arbeit! Handy leer, ich lade es fix auf! Gegen 18 Uhr hab ich Feierabend! Auf dem Weg noch schnell einkaufen inkl. Vordrängeln in der Schlange – jetzt hab ich’s eilig. Der Mann vor mir hustet ohne sich die Hand vorm Mund zu halten und bekommt sofort böse Blicke zugeworfen Auf dem Nach-Hause-Weg schon mal eine Erdbeere naschen, sie fällt herunter, ich hebe Sie auf, putze sie ab und stecke sie in den Mund. Nach dem Abendbrot noch etwas Fernsehen, mit Freunden treffen und einen Wein trinken. Gegen 23 Uhr geht’s ins Bett – Ruhe!

Fränzi in Nepal:
5:30 Uhr klingelt der Wecker, nachdem ich lauwarm geduscht habe (heißes Wasser gibts meist nur abends) verabschiede ich die Gäste, die gen Pokhara aufbrechen. Dies getan, springe ich wieder ins Bett. 7:30 Uhr erneutes Weckerklingeln – diesmal auf natürliche Weise, denn der “Flascheneinsammler” brüllt durch das gesamte Stadtviertel, dass er nun da ist und gern ein paar leere Flaschen hätte. Zeit zum Frühstück (ich genieße den westlichen Standard des Hotels und esse Toast mit gekochtem Ei…die Hotelmitarbeiter essen kein Frühstück sondern trinken gegen 11Uhr Buttertee – hört sich gut an, schmeckt….gewöhnungsbedürftig). Bevor ich zum Flughafen fahr, wasche ich noch schnell das Nötigste meiner Klamotten per Hand. Mit Auto oder Bus gehts zum Tribhuvan Áirport. Alle um uns herum haben es eilig – ein Hupkonzert vom Feinsten jedoch mit freundlichen Gesichtern – ein lautes Miteinander im Berufsverkehr von Kathmandu! Angekommen – 6km in ½ Stunde. Als “Mundschutz” dient mein Tuch. Während ich nun auf die Gäste warte, umringen mich geschätzte 100 Nepalis, die ebenfalls warten – vor mir 2 Männer, händchenhaltend (nepalesische Männer zeigen ihre freundschaftlichen Gefühle oft mit körperlicher Nähe). Der Mann vor mir spuckt auf die Straße und bekommt sofort von mir einen bösen Blick zugeworfen, ich bin aber auch die Einzige…Das Laut-die-Spucke-im-Rachen-hochziehen-und-dann-Ausspucken ist hier ein Volkssport und wird heiß und innig zelebriert! Mit den Gästen zurück ins Hotel und ab ins Büro. Handyakku ist leer, Strom allerdings auch weg – notgedrungene Mittagspause! Appetit auf Hackepeter-Schnitte hätte ich, dazu fehlt aber das Brot und unter den schon gesichteten Fleisch-Lager-Umständen, verzichte ich hier auch großzügig auf rohes Fleisch. Nach dem Mittag wieder Büro-Zeit. 15:00 Uhr kommen “alte” Gäste von einer Trekkingtour wieder – braungebrannt, stolz auf das eigene Können und mit vielen Impressionen erzählen Sie von Ihren Erlebnissen. Ich verquatsche mich, obwohl ich schon wieder auf dem Sprung bin- die nächsten Gäste kommen frühabends am Flughafen an und möchten abgeholt werden. Auf dem Weg zum Bus noch schnell eine Erdbeere naschen, sie fällt herunter, ich lasse sie liegen. 10 Minuten zu spät – ich begrüße den Busfahrer mit “Nepali Time”, er lacht herzlich. Mit den “neuen” Gästen gibt’s dann im Dining-Room ein Welcome-Dinner, mit den “alten” im Roof-Top-Restaurant ein Farewell-Dinner. Ich springe von Erdgeschoss in die 5. Etage, esse hier mal etwas, frage da mal nach und freue mich mit den Gästen über Ihre Leistung bzw. beantworte erste Fragen der Neuankömmlinge. Stromausfall – der brummende Generator setzt ein! Noch schnell mit einem Rakshi auf die Reise anstoßen und 2-3 Seiten im Buch lesen. Gegen 22:00 Uhr geht’s ins Bett – das Hundegebell setzt ein…!

Ach ja…HAPPY NEW YEAAAAR! In Nepal haben wird seit heute das Jahr 2069! Der Kalender, der sich nach den Mondphasen richtet, wird in Zeitungen und im öffentlichen Dienst benutzt, hat ebenfalls 12 Monate die jedoch nicht mit unseren Monaten deckungsgleich sind!
Um das Neujahr gebührend zu begrüßen, durfte ich heute am traditionellen Familienausflug teilnehmen. An den Hängen des Kathmandu-Tales saßen wir beim leckeren Picknick – so was kann man eben machen, wenn Silvester im Frühling liegt!

Und, schon über gute Vorsätze für das neue Jahr nachgedacht? Vielleicht eine spirituelle Reise nach Nepal unternehmen?

7. Mai 2012

Liebe Wanderlustige,

Kathmandu – 21. April – 7:00 Uhr morgens – 4 Sachsen, 1 Berliner, 1 Schwäbin – Ziel: Annapurna Basecamp. Die ersten 200km nach Kande über Pokhara werden mit dem Bus in 7 h zurückgelegt., danach beginnt der Ernst des Lebens und unsere Trekkingtour startet.

Gut gelaunt, die Sonne im und den Tagesrucksack auf den Rücken wandern wir los. Noch wird jede Hütte, jede Getreide-Terrasse und jeder Berg fotografiert, nicht wissend, dass dies nur der Anfang einer niemals endenden Fotoserie wird. Die ersten Tage fallen recht leicht, das Essen schmeckt hervorragend und die Lodges laden mit einfachen aber gemütlichen Zimmern zum Ausruhen ein. Nach jeder Ecke oder Treppe (und von letztgenannten gab es eine Menge) erhält man einen noch eindrucksvolleren Blick auf die Sieben- und Achttausender…Durch tiefen Dschungel, wunderschönen Rhododendron-Wäldern, über spektakuläre Hängebrücken, leuchtend grüne Terrassen wandern wir durch den Himalaya.

Dass das Wandern nicht des Müllers Lust ist, musste ich erfahren, als ich dieses Lied anstimmte und sofort vom nepalesischen Pendant “Resam Piriri!” übertönt wurde. So sangen Guides, Träger, Lodge-Betreiber, die Handys unserer fleißigen Porter und, nach einer Lernzeit, dann auch wir dieses Lied quasi rund um die Uhr. Vielleicht etabliere ich dieses Lied auch in der Sächsischen Schweiz, mir gefällts!

Am 8. Tag endlich, nach einem anstrengenden Marsch durch Wind, Nebel und Schnee erreichen wir das Annapurna Basecamp (4130). Nächster Morgen 5:10 Uhr klopft es an der Tür: “Guuuuud Moooorniiiiiin, Sanreeeeeiss!” Wie fühlt man sich umgeben von einigen der höchsten Berge der Welt, deren Spitzen langsam in das warme Sonnenlicht eintauchen? Klein, unbedeutend, demütig, wunderbar, stolz, irreal, atemberaubend, einmalig. Das Herz klopft (ob vor Aufregung oder aufgrund der Höhe ist nicht zu unterscheiden) und man macht so viele Fotos wie möglich in der Hoffnung, das Panorama und das Gefühl einzufangen und mit nach Hause zu transportieren. Annapurna I (8091m), Annapurna III (7550m), Annapurna Süd (7219m), Machapuchare (6997m), Hiunchuli (6443m) …Namen, von denen jeder Trekker schon mal gehört hat, wir haben sie nun hautnah gesehen! Der Abschied fällt schwer und immer wieder wird ein Blick zurückgeworfen, während wir nun wieder in das wärmere Modi-Khola-Tal hinabsteigen.

Die anfängliche eigene sportliche Überschätzung belächelnd, spüren wir am Abend jeden Muskel. Keine Zeit zum Bemitleiden – weitere tausende Stufen erwarten uns. Auf den geplanten Bauch-Beine-Po-Kurs kann in den nächsten Wochen ohne schlechtes Gewissen verzichtet werden. Mit einem letzten atemberaubenden Blick vom Poon Hill (3193m) über das Bergpanorama bis hin zum Dhaulagiri (8167m) laufen wir nun durch kleine Bergdörfer bergab, bis der letzte Abend unserer Trekkingtour erreicht ist.

Meine Helden sind die unermüdlichen Träger, die mit 30 Kilo auf den Rücken die gleiche Tour machen, wie ich mit läppischen 5…Mit einer Tombola bekommen sie wenigstens eine kleine Entschädigung für die Leistung…So tauschen Mützen, Handschuhe, T-Shirts, Kosmetika, Stirnlampen und reichlich Süßigkeiten den Besitzer – mit einem Everest-Bier stoßen wir auf die gelungene Wanderung an. Eine wunderschöne, abwechslungsreiche, sportliche aber machbare Wanderung, die Einblicke in die Himalaya-Welt liefert, von denen man nur träumen kann.

Zurück in Kathmandu erwartete uns das nächste Spektakel: Am Sonntag, den 6.5. gab es neben George Clooney noch ein weiteres Geburtstagskind…BUDDHA! Der Saga Dawa- Tag ist der heiligste Tag für Buddhisten, denn man feiert nicht nur die Geburt von Siddharta Gautama (auch Buddha Shakyamuni genannt) sondern auch dessen Tod und seine Erleuchtung. Tausende Pilgerer strömten zu den buddhistischen Stätten mit Opferschalen, Räucherstäbchen, Butterlämpchen… eine ganz eigenartige Stimmung und religiöse Anspannung – ein tolles Spektakel.

Meine Zeit hier in Nepal naht dem Ende. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge werde ich nach Deutschland zurückfliegen. Was ich mitnehmen werde? Nepalesische und tibetische Gesänge auf CD, leckeren Nak-Käse (weibliches Yak), die schöne buddhistische Flaggenkette für den Balkon, aber vor allem die tiefe Freundlichkeit, Offenheit und Herzlichkeit, mit der man hier empfangen wird.